05.10.2023

BWKG-Reha-Veranstaltung: Gute Reha hat ihren Preis und muss auch bezahlt werden

Scheffold: Reha-Kliniken brauchen und verdienen schnelle Unterstützung durch die Politik

„Die Reha-Kliniken im Land arbeiten auf einem hervorragenden medizinischen Niveau und Reha rechnet sich. Sie hilft den Menschen, sie entlastet die Sozialversicherung und ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Reha-Land Baden-Württemberg. Mit Blick auf die Gesundheitsversorgung der Menschen, ist sie ein wichtiger Teil der Lösung“, so der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Heiner Scheffold, bei einer Veranstaltung der BWKG. In der Sparkassenakademie in Stuttgart steht dabei heute das Motto „Reha – Teil der Lösung“ im Vordergrund.

„Um ihre positiven Wirkungen in voller Breite entfalten zu können, braucht die medizinische Rehabilitation politische Unterstützung auf allen Ebenen, also auf kommunaler, Landes-, Bundes- und internationaler Ebene“, so Scheffold. Daran fehle es aber nach wie vor. Die Leistungen der Reha werden gerne gelobt, aber immer noch nicht entsprechend honoriert. Die tatsächliche Bedeutung und die positiven Auswirkungen der Reha auf unser gesamtes Gesundheits- und Sozialversicherungssystem scheinen von der Bundespolitik aber noch nicht in ihrer ganzen Tragweite erkannt worden zu sein. Darauf deute auch hin, dass das Thema in der gesundheitspolitischen Diskussion stark unterrepräsentiert sei. Dem solle die heutige Reha Fachtagung entgegenwirken. Wie schwierig die finanzielle Situation der Reha-Kliniken sei, habe der jüngste BWKG-Indikator (August 2023) wieder sehr deutlich gezeigt. Danach gehen 57,1 % der Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer der Reha-Kliniken im Land davon aus, dass sie das Jahr 2023 mit roten Zahlen abschließen werden und nur 12,9 % erwarten, dass es in den kommenden zwölf Monaten besser wird.

„Die aktuell extrem schlechte finanzielle Situation der Reha-Kliniken im Land wird existenzbedrohend, wenn die Politik nicht schnell hilft“, macht der BWKG-Vorstandsvorsitzende, der auch Landrat des Alb-Donau-Kreises ist, deutlich. Die schwierige wirtschaftliche Lage der Reha-Kliniken sei eine Folge der Coronapandemie und der inflationsbedingten Preissteigerungen, aber auch der dauerhaft unzureichend finanzierten Personalkosten. Die Reha-Kliniken brauchen einen deutlichen Aufschlag auf ihre Vergütungen – denn mit Tagessätzen, die aktuell auf dem Niveau einer durch-schnittlichen Hotelübernachtung lägen, seien medizinische, pflegerische und therapeutische Leistungen für die Rehabilitanden kaum finanzierbar.

„Der Bundesgesetzgeber geht immer noch davon aus, dass die Reha-Kliniken die gestiegenen Kosten 1:1 in den Vergütungsverhandlungen umsetzen können“, so Scheffold weiter. Tatsächlich sei dies aber praktisch unmöglich. Grund sei, dass die Kostenträger nicht nur die Preise verhandeln, sondern maßgeblich auch über die Belegung einer Reha-Klinik entscheiden. Leider spiele hier oft der Preis die entscheidende Rolle und nicht die Qualität.

„Ein weiteres großes Problem, das die Reha-Kliniken zunehmend belastet, ist der sich immer weiter verschärfende Personalmangel“, so Scheffold. Auch hierzu gebe es aktuelle Zahlen aus dem BWKG-Indikator: 78,3 % der Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer von Rehabilitationseinrichtungen geben an, dass es schwierig oder eher schwierig ist, freie Stellen im ärztlichen Dienst neu zu besetzen. 85,5 % haben Schwierigkeiten, Pflegefachkräfte zu finden. 80,0 % haben Probleme, Stellen im medizinisch-technischen Dienst zu besetzen. Um dem Personalmangel zu begegnen, müsse ein ganzes Bündel an Maßnahmen ergriffen werden, das von der guten Bezahlung, über gute Arbeitsbedingungen bis zur schnellen und bürokratiearmen Gewinnung von ausländischen Fachkräften reiche. „Ein ganz wichtiger Punkt ist auch die Ausbildung von Fachpersonal, an der sich die Reha-Kliniken gerne umfassend beteiligen würden“, so Scheffold. Völlig unverständlich sei in diesem Zusammenhang, dass die Reha-Kliniken immer noch nicht Träger der generalistischen Pflegeausbildung sein dürfen, obwohl das im Koalitionsvertrag der Bundesregierung steht.

„Ein weiterer Hemmschuh für die Entfaltung der positiven Wirkungen der medizinischen Rehabilitation ist die Bürokratie“, so Scheffold. So müsse beispielsweise der Zugang zu Reha einfacher werden und etwa vom Krankenhausarzt direkt verordnet werden können, wie andere medizinisch erforderliche Leistungen auch. Über Reha-Anträge werde aktuell in einem komplizierten Genehmigungsverfahren der Kostenträger entschieden. Nur für geriatrische Patientinnen und Patienten wurde der „Genehmigungsvorbehalt“ bei Antragsstellungen aus dem niedergelassenen Bereich abgeschafft. Vor allem im Anschluss an eine Krankenhausbehandlung muss es schnell und unbürokratisch in die Reha gehen. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf.

Anlage: BWKG-Indikator der Reha-Kliniken 1/2023

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