"Ich dachte: Das wird nichts mehr."

Antonie N., 88 Jahre alt, war 2013 und 2014 Patientin in einer geriatrischen Reha-Klinik in Baden-Württemberg.

Antonie N., 88 Jahre alt, war 2013 und 2014 Patientin in einer geriatrischen Reha-Klinik in Baden-Württemberg.

Vor einem Jahr bin ich in unserer Garage gestürzt. Ich wollte ins Auto einsteigen, auf der Beifahrerseite. Auf dem Boden war ein feuchter Fleck, da ist mein Stock weggerutscht. Ich habe mir den rechten Oberschenkel gebrochen. Dann natürlich Krankenhaus, Operation, Reha. Heuer bin ich im Wohnzimmer hingefallen. Diesmal ist der linke Oberschenkel gebrochen. Bei der Operation wurde ein langer Nagel in den Knochen verschraubt. Leider ist der Nagel gebrochen. Ich musste noch einmal operiert werden.

Als ich 2013 aus dem Krankenhaus in die Reha-Klinik kam, dachte ich: `Das wird nichts mehr´. Aber die Therapeuten haben mich wieder hinbekommen. Und alle waren so nett, so freundlich und hilfsbereit. Deshalb war ich dieses Mal optimistischer.

Angekommen bin ich im Rollstuhl. Jetzt stehe ich wieder auf beiden Beinen. Die Therapeuten haben dauernd mit mir geübt: Mit dem Rollator gehen, Treppen steigen, mit dem Ergometer radeln – jeden Tag ein bisschen mehr. Massagen habe ich auch bekommen. Spaß gemacht hat die Sitzgymnastik in der Gruppe. Es ging nicht nur um den Körper. Wir haben auch Übungen für den Kopf gemacht, zum Beispiel "Stadt, Land, Fluss"

"Jetzt? Jetzt geht es mir gut."

Ohne Reha wäre gar nichts gegangen. Die ambulante Physiotherapie ist zweimal in der Woche, das ist viel zu wenig. Hier ist alles intensiv, man bleibt immer am Ball. Jeden Tag spürt man Fortschritte.

Jetzt freue ich mich wieder auf zu Hause. Meine Familie lebt im selben Haus, aber ich habe eine eigene Wohnung. Ich finde es schön, dass ich noch alleine leben kann. Ich sitze gerne auf meiner Terrasse. Auch bei Regen, sie ist überdacht.

Martin Nicklaus ist Chefarzt der geriatrischen Reha-Klinik, in der Frau N. behandelt wurde.

In der geriatrischen Reha betrachten wir nicht nur den aktuellen Anlass – zum Beispiel die Wiederherstellung der Mobilität nach einem Knochenbruch –, sondern den gesamten Menschen, die gesamte Situation, kümmern uns um alle Begleiterkrankungen. Wir haben hier die Chance, die Medikamente und auch die Schmerztherapie optimal einzustellen. Die Ernährung ist ein wichtiges Thema. Frau N. hatte stark abgenommen; wir haben hier mit dem Gewichtsaufbau begonnen. Auch die psychische Situation spielt eine große Rolle. Wir beobachten die Patientinnen und Patienten, stützen, ermuntern. In die Beratung beziehen wir auch die Angehörigen ein. Gemeinsam besprechen wir die Situation nach der Reha: Braucht die Familie Unterstützung durch einen ambulanten Dienst? Welche Hilfsmittel können das Leben erleichtern und sicherer gestalten? So vermeiden wir den sogenannten "Versorgungsabbruch", das heißt, wir kümmern uns darum, dass alte Menschen zu Hause nahtlos weiter versorgt werden.

Eine Reha macht viele ältere Menschen wieder so fit, dass sie – nach einem Unfall, einer Krankheit oder mit ihren altersbedingten Beschwerden – weiter zu Hause leben können. So stärkt Reha die Patienten und entlastet die Pflegekassen. Deshalb fordern wir: Jede medizinisch notwendige Reha muss genehmigt und gerecht vergütet werden.