25.01.2013

Gemeinsame Pressemitteilung vom 25.01.2013

Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft e.V.

Universitätsklinikum Tübingen

Kreiskliniken Reutlingen GmbH

Zollernalb Klinikum gGmbH

 

Zukunft der Krankenhausversorgung in der Region Neckar-Alb

BWKG und Krankenhäuser: Politik muss schnell handeln um Patientenversorgung zu sichern

 

„Die finanzielle Situation der Krankenhäuser im Land und in der Region Neckar-Alb ist schlecht und die Politik kann sie sich auch nicht weiter schönreden“, stellt der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Thomas Reumann bei der heutigen Veranstaltung zur „Zukunft der Krankenhausversorgung in der Region Neckar-Alb“ klar. BWKG, Uniklinikum Tübingen, Reutlinger Kreiskliniken und das Zollernalb Klinikum appellieren heute gemeinsam an die Bundes- und Landespolitiker, die Unterfinanzierung der Krankenhäuser zu stoppen. „Die Politik muss die Probleme der Krankenhäuser und deren Folgen für die Versorgung der Patienten ernst nehmen und endlich handeln“, betont Reumann, der auch Reutlinger Landrat ist. In der BWKG-Umfrage "Indikator Herbst 2012" haben 51,4% der Krankenhäuser angegeben, dass sie 2012 rote Zahlen schreiben.

Der BWKG-Vorsitzende Reumann, Prof. Dr. med. Michael Bamberg, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Tübingen, Dr. Rafaela Korte, Geschäftsführerin der Kreiskliniken Reutlingen und Josef Weiss, Geschäftsführer des Zollernalb Klinikums haben drei zentrale Forderungen. Diese müssten umgehend umgesetzt werden, um die Versorgung der Patienten im Land und in der Region auch in Zukunft sicherzustellen:

  1. Die zunehmende Belastung des Personals muss verhindert werden. Deshalb müssen die tarifbedingten Personalkostensteigerungen und steigende Sachkosten, beispielsweise im Energiebereich oder bei den Prämien der Haftpflichtversicherung, zu einer Steigerung der Krankenhausvergütung in einem entsprechenden Ausmaß führen.
  2. Es kann nicht sein, dass ein Krankenhaus mit konstanten Patientenzahlen jedes Jahr Personal abbauen muss, um die Kostensteigerungen, zum Beispiel die steigenden Tariflöhne, zu finanzieren. Ein Krankenhaus, das bedarfsgerecht ist und wirtschaftlich arbeitet, muss ohne zusätzliche Fälle in der Lage sein, die Betriebskosten zu decken. Deshalb muss der Mechanismus, dass bei steigenden Patientenzahlen im Land der Erlös je Fall für alle Krankenhäuser sinkt, sofort gestoppt werden.
  3. Die Investitionskosten der Krankenhäuser müssen ohne Wenn und Aber vom Land finanziert werden. Hierauf haben die Krankenhäuser einen Rechtsanspruch. Dennoch besteht bei den dringlichen Bauprojekten ein Investitionsstau von etwa einer Milliarde Euro in Baden-Württemberg. Deshalb muss das Land den ersten Schritten zur Aufstockung der Investitionsfinanzierung weitere deutliche Schritte folgen lassen.

Die unzureichenden Rahmenbedingungen haben für die Krankenhäuser der Region Neckar-Alb ganz konkrete Auswirkungen:

Prof. Dr. med. Michael Bamberg, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Tübingen: "Universitätskliniken sind Anbieter von Hochleistungsmedizin. Unser Auftrag ist es, vor allem Patienten mit sehr schweren oder seltenen Erkrankungen zu behandeln. Dabei ist oftmals eine extrem aufwändige Diagnostik und Therapie erforderlich und lange Krankenhausaufenthalte, die mit den Durchschnittspreisen des DRG-Systems nicht zu finanzieren sind. Zu dieser Finanzierungslücke kommt das Scherenproblem, das heißt dass die unvermeidbaren Preissteigerungen für Personal- und Sachmittel seit Jahren nur zum Teil ausgeglichen werden. Eine weitere Finanzierungslücke entsteht dadurch, dass notwendige Investitionen nicht ausreichend finanziert werden. Medizinischer Fortschritt erfordert sowohl eine ausreichende Finanzierung der laufenden Kosten als auch der Kosten für neue Gebäude, Geräte und IT. Hier sind der Bund und das Land in gleichem Maße in der Pflicht, das derzeitige Finanzierungsdesaster zu beenden und nicht in einem "Schwarze-Peter-Spiel" sich der Verantwortung zu entziehen. Es muss in unser aller Interesse sein, dass schwerstkranken Menschen auch in Zukunft mit einer Medizin auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse geholfen werden kann."

„Gesellschafter und Geschäftsführung der Kreiskliniken Reutlingen GmbH sind sich einig: Die drei Krankenhaus-Standorte in Reutlingen, Bad Urach und Münsingen müssen erhalten bleiben und sie sollen in kommunaler Hand bleiben“, macht die Geschäftsführerin der Kreiskliniken Reutlingen, Dr. Rafaela Korte deutlich. So könne die Aufgabe des Landkreises, die Versorgung seiner Bevölkerung mit Krankenhausleistungen, am besten erfüllt werden. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Maßnahmen zur Reduzierung der Kosten und zur Nutzung von Synergien umgesetzt. Dabei erfolgten die Strukturanpassungen in vielen Bereichen wie der Verwaltung, in den Intensivstationen, bei der Sterilisation, bei Bereitschaftsdienststrukturen und auch der Küchenplanungen. Darüber hinaus wurden gerade auch in den kleineren Standorten Schwerpunkte für die gesamte Region aufgebaut, z. B. eine hochqualifizierte altersmedizinische Versorgung. Trotz dieser Maßnahmen bleibe die Einnahmenentwicklung hinter den steigenden Kosten zurück. „Die fortgesetzte Unterfinanzierung wird zwangsläufig auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen. Doch hier ist ganz eindeutig die Belastungsgrenze erreicht und die Politik muss handeln“, so Korte.

„Die Krankenhäuser im ländlichen Raum, die ein breites Versorgungsangebot zur wohnortnahen Versorgung aufrechterhalten müssen, sind besonders von den Unzulänglichkeiten des gegenwärtigen Vergütungssystems betroffen“, macht Josef Weiss, Geschäftsführer des Zollernalb Klinikum deutlich. Dabei sei das Klinikum für den Zollernalbkreis und seine Bevölkerung ein sehr wichtiger Standortfaktor. Zur Verbesserung der Klinikumsstruktur habe der Kreistag im Mai 2005 entschieden, den Klinikstandort Hechingen zu schließen und das Zollernalb Klinikum mit den beiden Standorten in Balingen und Albstadt weiterzuführen. In Folge des mehrjährigen Umbaus am Standort Balingen und der Standortschließung in Hechingen mussten Umsatzrückgänge hingenommen werden. Dies hat das Zollernalb Klinikum gerade in der Konvergenzphase von 2005 bis 2009 besonders getroffen. Budgetabschläge waren die Folge. Nach Durchschreiten der Talsohle können ab 2009 wieder Umsatzsteigerungen verzeichnet werden. Die möglichen Erlöse werden nun jedoch durch die Mehrmengenabschläge gekürzt. Der volkswirtschaftliche Grundsatz „Das Geld folgt der Leistung“ muss auch im Krankenhaus gelten. Eine weitere Arbeitsverdichtung ist Patienten und Mitarbeitern nicht zumutbar.

Die Krankenhäuser brauchen eine stabile und verlässliche Finanzierung, um ihre Funktionen als Rückgrat der medizinischen Versorgung, als Stütze der sozialen Infrastruktur und als Wirtschaftsfaktor erfüllen zu können, unterstreichen die BWKG und die Krankenhäuser der Region Neckar-Alb.

Weitere Informationen zur Situation der Krankenhäuser im Land und in der Region Neckar-Alb finden Sie in den Faktenblättern.

Ansprechpartner:

Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG):
Annette Baumer, Pressereferentin,
Birkenwaldstraße 151, 70191 Stuttgart,
Tel: 0711 25777-45,
baumer@bwkg.de

Universitätsklinikum Tübingen:
Dr. Ellen Katz, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Hoppe-Seyler-Straße 6, 72076 Tübingen,
Tel: 07071 29-80112,
oeffentlichkeitsarbeit@med.uni-tuebingen.de

Kreiskliniken Reutlingen GmbH:
Eckhard Zieker, Marketing / PR Geschäftsführung,
Steinenbergstraße 31, 72764 Reutlingen,
Tel: 07121 200-3633,
zieker_e@kreiskliniken-reutlingen.de

Zollernalb Klinikum gGmbH:
Elena Sauter, Assistentin der Geschäftsleitung,
Tübinger Straße 20-3, 72336 Balingen,

Tel. 07433 9092-2002, elena.sauter@zollernalb-klinikum.de