27.02.2012

BWKG-Pressemitteilung vom 27.02.2012

Geriatriekonzepte des Landes am Scheideweg
36 Geriatrische Reha-Kliniken: Ministerin muss wohnortnahe Versorgung zur Chefsache machen

(Stuttgart) – Das Geriatriekonzept des Landes steht am Scheideweg: „Die wohnortnahe Versorgung der alten Menschen ist heute auf einem hervorragenden Niveau. Damit das auch in Zukunft so bleibt, muss das Land eingreifen“, macht der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Thomas Reumann, deutlich. Hintergrund ist die von den Gesetzlichen Krankenkassen maximal in Aussicht gestellte Steigerung des Vergütungssatzes um rund acht Euro. Dabei seien die geriatrischen Rehabilitationseinrichtungen seit Jahren drastisch unterfinanziert, sagt Reumann. Drei Einrichtungen hätten in den vergangenen Jahren bereits geschlossen, in vielen weiteren werde über eine Schließung nachgedacht. In einem Schreiben an Sozialministerin Katrin Altpeter fordern jetzt die Geschäftsführer von 36 geriatrischen Rehabilitations­einrichtungen, die wohnortnahe geriatrische Versorgung „zur Chefsache“ zu machen.

 

„Im Schnitt legen die geriatrischen Reha-Einrichtungen für die Behandlung eines Patienten jeden Tag 35 Euro drauf. Das kann so nicht weitergehen“, unterstreicht der BWKG-Vorsitzende, der auch Reutlinger Landrat ist. Die Träger könnten es sich nicht länger leisten, die geriatrische Rehabilitation aus eigener Tasche zu finanzieren. Um einigermaßen kostendeckend arbeiten zu können, bräuchten die Einrichtungen rund 200 Euro pro Patienten und Tag. Tatsächlich bekommen sie im Durchschnitt aber nur 165 Euro. 

 

Die 36 Geschäftsführer bitten die Ministerin, ihren Einfluss auf die Krankenkassen geltend zu machen. Die Kassen müssten deutlich auf ihre Verantwortung für das Geriatriekonzept hingewiesen werden. Die von den Krankenkassen angebotene maximale Preiserhöhung von etwa acht Euro pro Patient und Tag bezeichnen die Geschäftsführer als absolut unzureichend. Damit könnten nicht einmal die Kostensteigerungen der angebotenen Laufzeit 2012 und 2013 abgedeckt werden. Das Angebot werde daher von der großen Mehrheit der Kliniken nicht angenommen werden. 

 

„Bei der Einführung des Geriatriekonzepts 1989 haben alle an einem Strang gezogen: das Land, die Krankenkassen und die Rehabilitationseinrichtungen“, erinnert Reumann. Gemeinsam sei es gelungen, flächendeckend eine hervorragende und wohnortnahe Versorgung aufzubauen. Diese stehe nun zur Disposition, wenn die Finanzierung der geriatrischen Rehabilitation nicht schnell verbessert werde. Denn wenn die geriatrischen Rehabilitationseinrichtungen jetzt schließen müssten, würde ein wichtiger Baustein des Geriatriekonzepts fehlen. Die Versorgung der alten Menschen vor Ort würde sich deutlich verschlechtern.

 

Die 36 geriatrischen Rehabilitationseinrichtungen, die sich mit einem Schreiben an die Ministerin gewandt haben, sind alle Mitglieder bei der Baden-Württem­bergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG). Sie repräsentieren die weit überwiegende Mehrheit der geriatrischen Rehabilitationseinrichtungen im Land.