24.10.2014

BWKG startet Reha-Kampagne: "Umsonst ist keine Reha."

Reumann: Weckruf für die Politik

„Die BWKG-Reha-Kampagne ist ein Weckruf für die Politik“, macht der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Thomas Reumann, beim heutigen Kampagnen-Auftakt klar. Die landesweite BWKG-Reha-Kampagne mit dem Motto „Umsonst ist keine Reha“ startet heute in Stuttgart. Damit werben BWKG und die baden-württembergischen Reha-Kliniken für eine konsequente Politik zugunsten der Reha. „Die positiven Wirkungen der Reha sind hinlänglich bekannt: Eine gute Reha macht viele Patientinnen und Patienten wieder fit für Alltag, Familie und Beruf“, so Reumann. Zudem rechne sich eine gute Reha sowohl für die Sozialversicherung als auch für die Gesellschaft.

„Die Politik nimmt die positiven Wirkungen der Reha mit Freude zur Kenntnis, tut aber zu wenig für die Reha“, so der Vorstandsvorsitzende, der auch Reutlinger Landrat ist. Denn trotz der positiven Effekte der Reha habe sich für die Patienten in den letzten Jahren nur wenig geändert. Immer noch werden viele Reha-Anträge abgelehnt und notwendige Leistungen werden nicht ausreichend bezahlt. „Wir fordern die Politik auf, endlich aktiv zu werden“, so Reumann.

Die zentralen Forderungen an die Politik fasst Reumann wie folgt zusammen:

  1. Eine Reha muss schnell und einfach beantragt werden können. Im Fall einer Ablehnung müssen die Gründe dem Betroffenen transparent gemacht werden.

  2. Keine Reha-Steuerung nach Kassenlage: Jede medizinisch notwendige Reha muss finanziert werden. Die weiterhin bestehende Budgetierung der Reha-Ausgaben der Rentenversicherung muss aufgehoben werden. Es muss einen finanziellen Ausgleich zwischen der Pflege- und der Krankenversicherung geben.

  3. Die aktuellen Vergütungssätze reichen nicht, um die notwendigen Reha-Leistungen zu finanzieren. Wir fordern ein Gesetz, das endlich die gerechte Vergütung von Reha-Leistungen festschreibt!

Erreicht werden soll dies mit der BWKG-Reha-Kampagne, in deren Mittelpunkt die Gesichter und Geschichten von Patientinnen und Patienten stehen. Sie machen sich mit ihren Erfahrungen aus einer Reha in einer baden-württembergischen Klinik für die Reha stark und zeigen in der Kampagne Gesicht. Beispielsweise Eva-Maria G., die nach einer Brustkrebs-Erkrankung in einer Reha-Klinik wieder Kraft und Lebensfreude zurückgewann: „In der Reha konnte ich vieles erproben und herausfinden, was mir guttut. Ohne Reha wäre ich niemals so weit, wie ich es heute bin.“

„Drei Viertel der Reha-Kliniken, die Mitglied bei der BWKG sind, machen mit bei der Kampagne“, erklärt der Hauptgeschäftsführer der BWKG, Matthias Einwag. Ab heute hängen in 90 Reha-Kliniken die Plakate und die Patienten und die Mitarbeiter erhalten Postkarten, mit denen sie die Forderungen der Reha unterstützen können. Auf Postern, Postkarten und im Internet unter www.umsonst-ist-keine-reha.de erzählen die Patienten ihre ganz persönliche Geschichte. In Aktionen wie Diskussionsrunden, Pressegesprächen oder Tagen der offenen Tür werden die Reha-Kliniken die Kampagne mit Leben füllen. „Wir wollen eine breite Unterstützung für die Reha erreichen und wir wollen, dass die Politik aktiv wird“, so Einwag. Daher werden der Politik zum Abschluss der Kampagne im Frühjahr 2015 die gesammelten Postkarten und Unterschriften übergeben.

Zur Erläuterung der politischen Forderungen:

In einer guten Reha gewinnen Menschen Kraft, Lebensqualität und Zukunftsperspektiven zurück. Reha vermeidet oft die Frühverrentung, spart Arbeitgebern und Versicherten Kosten und wirkt dem Fachkräftemangel entgegen. Ältere Menschen können nach einer Reha weiter allein zu Hause leben. Jede medizinisch notwendige Reha muss genehmigt werden. Darüber hinaus ist eine Vereinfachung des Antrags- und Genehmigungsprozesses in der Gesetzlichen Krankenversicherung dringend erforderlich. Dies fordert auch der Sachverständigenrat.

Trotz der erwiesenen Erfolge einer guten Reha leiden die Kliniken immer noch unter finanziellen Restriktionen. In der Rentenversicherung, die vor allem für die Rehabilitation von Berufstätigen zuständig ist, gab es zwar eine Absenkung des Budgetdeckels, aufgehoben wurde er aber nicht. Außerdem unterbleiben Rehabilitationen bei älteren, oft multimorbiden Patienten, für die die Krankenversicherung verantwortlich ist. Grund ist, dass die Krankenversicherung eine Reha für ältere Menschen bezahlen muss, während vor allem die Pflegeversicherung profitiert. Wenn die Anreize so gesetzt sind, braucht man sich über das Ergebnis nicht zu wundern: Die Ausgaben für die Rehabilitation von Nicht-Erwerbstätigen sinken seit Jahren, obwohl der Bedarf hier steigen müsste.

Der Vergütungssatz für die komplexen ärztlichen und therapeutischen Leistungen der Reha-Kliniken, die Vorhaltung der notwendigen, modernen medizinisch-technischen Ausstattung sowie die Unterkunft und Verpflegung der Patienten liegt oft unter dem Preis für eine mittelklassige Hotelübernachtung. Viele Kliniken geraten deshalb in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Nach den Zahlen des BWKG-Indikators 1/2014 haben in 2013 47,8 % der Reha-Kliniken im Land rote Zahlen geschrieben.

 

Die Plakat- und Postkartenmotive der BWKG-Reha-Kampagne können in druckfähiger Version von der BWKG-Homepage (www.bwkg.de) heruntergeladen werden (Anlage zur Pressemitteilung).

Initiatorin der Kampagne ist die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG). Sie vertritt die Interessen von 120 Reha-Kliniken, 219 Krankenhäusern und 481 Pflegeeinrichtungen im ganzen Land. Im Zentrum der Kampagne und einer Unterschriften-Aktion stehen Patientinnen und Patienten aus baden-württembergischen Reha-Kliniken. Sie zeigen Gesicht und machen sich mit ihren persönlichen Geschichten für die Zukunft der Reha stark.